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am vormittag begleiten wir maria in den mdf, den mitteldeutschen rundfunk, zu einer ausstellung ihrer bilder. anschließend fahren wir mit stephan zum leipziger völkerschlachtdenkmal.
der erste blick auf dieses ungetüm ist erschreckend, niederschmetternd und gleichzeitig faszinierend durch seine schiere monumentalität. es erinnert an die bunkeranlage eines gewalttätigen titanenvolkes, an eine bauwerk aus einem fernen krieg der sterne. und ein ähnlicher eindruck war wohl von den bauherrn im nationalistisch und imperialistisch gesinnten preußen jener zeit intendiert.
errichtet und fertiggestellt im jahr 1913 zum 100 jährigen gedenken an die vielvölkerschlacht bei leipzig. im jahr 1813 standen sich das napoleonische heer und die verbündeten heere von preußen, rußland, österreich und schweden gegenüber. in einer drei tage währenden schlacht metzelten sich über eine halbe million soldaten gegenseitig mann gegen mann nieder. opferbilanz: 110000 tote und mehrere 10 000de verwundete, von denen ein großteil in den nachfolgenden tagen und wochen ihren verletzungen erlagen. ein bislang in diesen ausmaßen noch nie dagewesenes ereignis, das mit der völligen niederlage napoleons und der neuordnung europas am wiener kongreß endete. nicht unverständlich, dass man diesem ereignis ein denkmal setzen wollte.
auch wenn dieses denkmal durchaus innovative ästhetische und architektonische neuheiten aufweist, wie die gewaltige stahlbetonkuppel oder die jugendstilelemente bei den relief- und figurengruppen, zeigt sich doch im gesamteindruck die verherrlichende geste eines nationalistischen und imperialistischen weltbildes, wie es im preußen wilhelms II. verwirklicht war. in der wechselhaften geschichte deutschlands im 20. jahrhundert hat sich dieses denkmal daher immer wieder als symbol autoritä-rer und gewalttätiger regime angeboten. unter den nazis wurde dieses denkmal als einigendes symbol einer geschlossenen und heroischen volksgemeinschaft propagandistisch genützt und für das sed-regime wurde es nur wenig anders als identitätsstiftendes sinnbild des sozialistischen einheitsstaates und der russisch-deutschen kampfgemeinschaft interpretiert. heute soll es als völkerverbindendes friedenssymbol verstanden werden. dies wird allerdings nur gelingen, wenn der implizit macht- und gewaltverherrlichende charakter offensichtlich gemacht wird, und das denkmal als historisches dokument einer vergangenen epoche verstanden werden kann.
stephan ist jazzmusiker. er leitet das leipjazzig orkester und unterrichtet an der musikhochschule in leipzig. er ist der ideale begleiter durch die musikstadt leipzig. wir besuchen das mendelsohnhaus und die berühmte thomaskirche in der johann sebastian bach seine großartigen werke sonntags für die kirchengeher und zur ehre gottes aufführte und wo der zu seiner zeit durchaus unterschätzte meister auch begraben liegt.
leipzig ist eine ausgesprochen lebendige stadt. durch die traditionsreiche leipziger messe hat die stadt den typischen charakter einer kaufmanns- und bürgerstadt, der letztlich auch dazu beigetragen hat, dass zu ddr zeiten hier der informationsstand weniger gering und der widerstand beharrlicher war, als in vielen anderen städten. wir besuchen das stasimuseum „rundes eck“. in diesem gebäude war die ehemalige staatssicherheit untergebracht. im dezember 1989 wurde das gebäude vom bürgerkomitee gewaltlos besetzt und leitete das ende der dikatur ein. heute ist hier ein frei zugängliches museum untergebracht, das in allen erschreckenden einzelheiten den terroristischen kontrollapparat der stasi dokumentiert. hier ist auch das archiv aller vor der überstürtzten vernichtung geretteten stasiakten und –dokumente eingerichtet.
am abend sind wir eingeladen. zur suppe. bei christine. für den übernächsten tag ist die suppe noch nicht gesichert. allerdings hat uns frank aus neuengönna und jörg aus schöndorf bei weimar schon angeboten, dass freunde von ihnen – falls nötig - gerne die suppe kochen würden. die resolute christine allerdings griff zum telefonhörer, wählte ihre tochter in wittenberg an, und sagte, da sei jemand, der übermorgen gerne eine suppe bei ihr kochen würde und übergab mir den hörer. in zwei, drei sätzen sollte ich der verdutzten tochter am telefon erklären, worum es bei dieser suppe geht. verwirrung. sie glaubt an einen scherz. ich rede mit ihrem mann jan. das ist unser koch. wir vereinbaren, dass wir übermorgen die suppe gegen mittag nach wittenberg bringen, sie zur jansuppe hinzufügen und einen halben liter wieder mitnehmen. christine greift allerdings nochmals zum hörer und teilt ihrer tochter mit, dass wir schon morgen kommen würden und bei ihr übernachten wollen. „sind eh nur zwei,“ meint sie. so kommen wir zu unserer überraschung für eine nacht in die stadt luthers und cranachs d. älteren.

cuisinier: jan
recette: bananen curry suppe
galerie: extra spontane suppe
koordinaten: 51.867622, 12.651554

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